Wechsel von Mullvad zu ProtonVPN – Meinung zur Privatsphäre und Datenschutz?

Ich glaube auch einfach je mehr popularität ein Dienst bekommt, desto höher auch irgendwann der Druck von Außen… Man sollte sich wieder auf das wesentliche besinnen. Dezentral und open source wann immer es geht. Zu großen Firmen nicht bedingungslos vertrauen.

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Bei Twitter/X ist halt das Problem, dass es keine anonyme Zahlmethode gibt. Da kann man sich das VPN auch sparen.

Ansonsten sehe ich es genau wie du und spende auch für Apps, die ich sehr häufig nutze, oder kaufe eine Pro-Version auch dann, wenn ich sie gar nicht bräuchte.

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Man kann auf X aber ohne Abo ein anonymes Konto anlegen, falls spezieller Bedarf besteht. Wegwerf-Mailadresse reicht vollkommen aus und dann über rotierendes VPN einsteigen.

Ein Konto kann nicht anonym sein.
Das ist minimal ein pseudonymes Konto.

Stimmt so nicht ganz: Wenn ich mit einem VPN (ohne Log) auf X ein Konto mit einer Wegwerfmailadresse anlege und nicht verifiziere, dann ist das Konto anonym. Diese Daten können nicht mehr oder nur mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand an Zeit, Kosten und Arbeitskraft mir zugeordnet werden können.

Bei der Pseudonymisierung bleiben Bezüge verschiedener Datensätze, die auf dieselbe Art pseudonymisiert wurden, erhalten. Die Die Pseudonymisierung ermöglicht (Dritten) unter Zuhilfenahme eines Schlüssels die Zuordnung von Daten zu einer Person.
Z.B. Anlegen eines X Accounts mit einer Alias-Mailadresse

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Schon, aber es ging mir ja um einen bezahlten Account.

Wobei ich hauptsächlich mal Grok ausprobieren wollte, und der ist jetzt allgemein verfügbar.

Allerdings: ein von Grok erzeugtes Bild ist quasi ein Fingerabdruck. Man kann also nicht viel damit anfangen (wenn man anonym sein will).

So hatte ich das bei Mullvad auch verstanden. Sehr schön zusammengefasst. :+1:

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Hast du konkrete Quellen, die belegen, dass Proton freiwillig Daten in Echtzeit an Behörden weitergibt oder „gut“ mit Schweizer und US-Behörden kooperiert? Laut Transparenzbericht hält sich Proton an Schweizer Gesetze, aber verweigert Anfragen, wenn keine rechtliche Grundlage besteht. Würde mich interessieren, auf welche Infos du dich beziehst.

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Ich weiß auch nur von Abfragen von Schweizer Behörden… Das wäre legitim und relativ normal

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https://www.tagesanzeiger.ch/us-corona-papst-erhaelt-drohungen-ueber-schweizer-mail-dienst-964516231868

Obwohl Protonmail vermehrt in den Fokus von Ermittlern rückt, hat man beim Bund keinen Grund, die Firma unter besondere Beobachtung zu stellen. «Protonmail kooperiert mit den Behörden. Die Zusammenarbeit ist gut», sagt Maret vom Fedpol.

https://web.archive.org/web/20190622182649/https://protonmail.com/blog/transparency-report/

In addition to the items listed in our privacy policy, in extreme criminal cases, ProtonMail may also be obligated to monitor the IP addresses which are being used to access the ProtonMail accounts which are engaged in criminal activities.

Weitere Links und Infos:

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Ich hoffe doch sehr, dass sich Anbieter an Recht und Ordnung halten.

So ist es. Wenn man sich andere Beiträge hier anschaut, hat man aber den Eindruck, dass diese Poster von Proton erwarten, Schweizer Gesetze zu missachten, was natürlich illegal wäre. Ich weiß nicht, in welcher Welt diese Leute leben.

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Ja die iranische Regierung oder die in Afghanistan und gleich wo auch immer erwartet auch das man sich an deren Gesetze hält… Gut und böse sind immer eine Sache des Blickwinkels. gibt es in der westlichen Welt nicht hab ich gedacht bis Snowden…

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Sodele, ich habe die genannten Artikel genaustens analysiert und eine ausführliche Antwort erstellt:

1. Zusammenarbeit mit US-Behörden: Gibt es eine direkte Kooperation?

Die Behauptung, dass Proton mit US-Behörden zusammenarbeitet, ist nicht durch Fakten belegt. Schweizer Gesetze verbieten eine direkte Kooperation mit ausländischen Behörden.
Artikel 271 des Schweizer Strafgesetzbuches (StGB) macht es illegal, ausländischen Strafverfolgungsbehörden ohne Genehmigung durch Schweizer Behörden Informationen bereitzustellen.

Faktenlage:

  • Laut Proton’s Transparenzbericht ist eine Datenweitergabe an US-Behörden nur dann möglich, wenn ein Schweizer Gericht die Anfrage im Rahmen eines internationalen Rechtshilfeabkommens (MLAT) genehmigt.
  • ProtonMail hat in mehreren Fällen US-Anfragen abgelehnt oder nur nach Schweizer Gerichtsprüfung Daten weitergegeben.
    • Beispiel Mai 2017: Eine US-Anfrage zu Steuerhinterziehung wurde abgelehnt, da sie nicht durch Schweizer Behörden validiert wurde.
    • Beispiel Januar 2018: Eine US-Anfrage zu Bombendrohungen wurde erst nach Genehmigung durch ein Schweizer Gericht beantwortet.
  • ProtonVPN fällt nicht unter dieselben Gesetze wie ProtonMail und kann daher nicht zur Datenspeicherung oder Zusammenarbeit mit Behörden gezwungen werden.

Ergebnis:

Proton gibt keine Daten direkt an US-Behörden weiter. Jede Anfrage muss durch ein Schweizer Gericht geprüft und genehmigt werden. Die Behauptung, dass Proton mit US-Behörden „zusammenarbeitet“, ist daher nicht korrekt.


2. Zusammenarbeit mit Schweizer Behörden: „Gute Kooperation“ oder rechtliche Verpflichtung?

Die Aussage, dass Proton eine „gute Kooperation“ mit Schweizer Behörden hat, kann missverstanden werden.
Proton ist gesetzlich verpflichtet, auf Schweizer Gerichtsbeschlüsse zu reagieren – das bedeutet nicht, dass sie freiwillig kooperieren.

Faktenlage:

  • Laut Bundesverwaltungsgerichtsurteil von 2021 wurde ProtonMail als Anbieter eines Kommunikationsdienstes eingestuft, was bedeutet, dass sie in bestimmten Fällen IP-Logs speichern und an Behörden übergeben müssen.
  • Proton muss auf Schweizer Gerichtsentscheidungen reagieren, weil sie dem Schweizer Überwachungsgesetz (BÜPF) unterliegen.
  • Beweis aus den Artikeln:
    • Die Schweizer Bundespolizei (Fedpol) bestätigt, dass ProtonMail Anfragen erhält und rechtlich gezwungen ist, diese zu prüfen.
    • Der Transparenzbericht zeigt, dass Proton in vielen Fällen Anfragen ablehnt oder vor Gericht anfechtet.

Ergebnis:

Proton arbeitet nicht freiwillig, sondern auf gesetzlicher Grundlage mit Schweizer Behörden zusammen. Die Behauptung, dass Proton „gute Beziehungen“ zu Behörden hat, suggeriert eine freiwillige Kooperation, was nicht korrekt ist.


3. Gibt Proton freiwillig Daten in Echtzeit weiter?

Eine der gravierendsten Anschuldigungen ist, dass Proton freiwillig Echtzeit-Überwachung ermöglicht.
Die Beweislage dazu ist widersprüchlich.

Faktenlage:

  • 2019 behauptete ein Schweizer Staatsanwalt, dass ProtonMail Echtzeit-Überwachungen ermöglicht. Proton bestritt dies und bezeichnete es als Missverständnis.
  • Proton hat in seinem Transparenzbericht eingeräumt, dass sie in einem Fall IP-Logging aktiviert haben, nachdem ein Schweizer Gericht dies angeordnet hat. Dies ist jedoch kein Beweis für eine generelle Praxis.
  • Es gibt keinen aktuellen Beweis, dass Proton regelmäßig oder freiwillig Echtzeit-Überwachung ermöglicht.

Ergebnis:

Die Behauptung, dass Proton freiwillig in Echtzeit überwacht, stammt aus einem einzelnen umstrittenen Fall von 2019 und ist kein Beweis für eine systematische Praxis. Der Transparenzbericht zeigt keine Hinweise auf eine generelle Echtzeit-Überwachung.


Fazit: Ist Proton vertrauenswürdig?

Die Kritik an Proton basiert teilweise auf Missverständnissen und ungenauen Interpretationen von Gesetzen und Berichten.
Dennoch gibt es einige berechtigte Fragen, insbesondere zur Rolle von ProtonMail in der Schweizer Überwachungsgesetzgebung.

Fakten zusammengefasst:

:white_check_mark: Proton gibt keine Daten direkt an US-Behörden weiter.
:white_check_mark: Schweizer Behörden können Daten nur mit einem gültigen Gerichtsbeschluss anfordern.
:white_check_mark: Proton hat in der Vergangenheit Anfragen abgelehnt oder gerichtlich angefochten.
:white_check_mark: ProtonVPN ist nicht betroffen, da es keine Logs speichert und nicht zur Datenweitergabe gezwungen werden kann.
:x: 2019 gab es einen umstrittenen Fall zur Echtzeit-Überwachung, jedoch keinen Beweis für eine regelmäßige Praxis.

Abschließend kann man sagen:
Die Vorwürfe gegen Proton beruhen oft auf Missverständnissen oder veralteten Informationen. Fakt ist, dass Proton sich an Schweizer Gesetze halten muss, aber keine direkte Kooperation mit US-Behörden besteht. Auch die Behauptung, Proton ermögliche freiwillig Echtzeit-Überwachung, ist durch keine belastbaren Beweise gestützt. Wer Datenschutz und Transparenz kritisch hinterfragt, sollte dies mit fundierten Quellen tun – pauschale Anschuldigungen helfen hier nicht weiter.

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Vielen Dank, das ist mal sehr ausführlich

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Sehr gerne! Hat entsprechend auch etwas gedauert. :laughing:

Ich möchte noch einmal hinzufügen, dass viele Leute ProtonMail mit ProtonVPN gleichsetzen, obwohl beide unterschiedlichen Gesetzen unterliegen. Diese Gleichsetzung führt zu einer verzerrten Kritik an Proton.

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@Lazou Schön zusammengefasst :+1:


Natürlich sollen sich Anbieter wie Proton an Gesetze halten. Ich finde nicht, dass das Internet ein rechtsfreier Raum sein soll, sondern bei schweren Straftaten muss man die Leut ermitteln und zur Verantwortung ziehen.

Problematisch wirds ja immer erst dann, wenn diese Gesetze missbraucht werden so wie hier: https://www.it-markt.ch/cybersecurity/2021-09-07/schweizer-behoerden-zwingen-protonmail-klimaaktivisten-zu-verpetzen

Und ja, sowas gibts auch in Deutschland (z.B. Pimmel-Gate)

Die Schweiz ist halt nicht mehr da was es mal war. Im Transparenzbericht sieht man das die Anfragen jährlich zunehmen. Im Jahr 2023 wurden 5.971 Anordnungen erfüllt und nur rund 6% angefochten.

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Natürlich und unter allen Umständen sollen schwerstkriminelle nicht so davonkommen. Schlimm ist aber auch das die Behörden und Ermittler jeden Tag Rechtsbeugungen begehen und weit übers Ziel hinaus sind. Das ist nicht nur schlecht für den unbescholtenen Bürger (gegen den richten sich die meisten Maßnahmen) sondern auch das auf die Art und Weise erlangte Beweismittel dann oft nicht zugelassen werden, selbst wenn es berechtigt erscheint…

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Wenn die Beweise nicht zugelassen werden, weil unrechtmäßig, dann hat ja unser Rechtsstaat wieder mal geliefert.

Soweit ich das hier lese wurde in allen Fällen wegen Vergehen ermittelt.
Man könnte jetzt nur diskutieren ob es verhältnismäßig war.

Sofern also nicht auch Straftaten bei Behörden stattfinden, die nicht auf einzelnes Personal und deren Fehlverhalten zurückzuführen ist, bin ich immer noch der Meinung es läuft größtenteils so, wie es sein soll.

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Ja, die Schweiz ist definitiv nicht mehr das, was sie mal war, gerade in Sachen Datenschutz. Die steigenden behördlichen Anfragen und Proton’s Umgang damit hinterlassen bei mir ein ungutes Gefühl. Natürlich bin ich absolut dafür, dass schwere Straftaten verfolgt und Täter zur Rechenschaft gezogen werden – ein rechtsfreier Raum darf es nicht geben. Aber wenn man sieht, wie Ermittlungsbefugnisse immer weiter ausgedehnt und teils fragwürdig angewendet werden (wie im Pimmel-Gate-Fall oder bei den Klimaaktivisten), dann bleibt für mich die Frage, wo die Grenze gezogen wird.

Ganz ehrlich – Proton hält sich zwar an die Gesetze, aber das bedeutet nicht automatisch, dass ich ihren Diensten blind vertrauen kann!

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