Warum das Argument, man müsse in sozialen Netzwerken bleiben, um Opposition zu leisten, völliger Unsinn ist

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Das Argument, man könne Plattformen wie X oder TikTok nicht verlassen, weil es sonst an »Widerspruch« und »Opposition« fehle, ist aus mehreren Gründen nicht haltbar – es ist schlicht völliger Bullshit. Es beruht auf einer falschen Annahme darüber, wie diese Plattformen funktionieren und welche Auswirkungen die eigene Präsenz dort tatsächlich hat. 1. Der Mythos der »notwendigen Opposition« Die Vorstellung, dass Desinformation und Hass nur durch direkte Gegenrede auf diesen Plattformen bekämpft werden können, setzt voraus, dass dort ein echter, fairer Diskurs stattfindet. Doch genau das ist nicht der Fall. Die Algorithmen dieser Plattformen sind darauf optimiert, Engagement/Aufmerksamkeit zu maximieren –…

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Vielleicht gehe ich zu naiv heran, aber warum muss man die Plattform wechseln, wenn einem der Umgang darin nicht gefällt?

Es wird bei diesem Thema immer wieder der mysteriöse „Algorithmus“ ins Spiel gebracht und dass Gegenrede von diesem als Interaktion interpretiert wird und somit die Sichtbarkeit fördert.

Warum kann man nicht auf den Plattformen bleiben und die unerwünschten Dinge einfach ausblenden bzw. ignorieren? Stattdessen macht man unbeeindruckt das, was man auf alternativen Plattformen macht und verbreitet seine eigenen Inhalte unbeirrt weiter. Falls diese dann Reaktionen auslösen, sollte der „Algorithmus“ dann die eigenen Beiträge in den Vordergrund bringen.

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Das grundlegende Problem liegt darin, dass jede Aktivität auf der Plattform, selbst wenn sie nicht direkt auf problematische Inhalte reagiert, das System weiterhin unterstützt. Es geht weniger um den spezifischen Inhalt, mit dem man interagiert, sondern um das Prinzip, dass die bloße Präsenz und Aktivität innerhalb des Systems es am Leben erhält und weiterverbreitet.

Warum dann so einen langen Artikel mit angeblich noblen Zielen verfassen, wenn es nur darum gehen soll, den existierenden Anbietern den Garaus zu machen?

Meiner Ansicht nach braucht man soziale Medien an sich gar nicht. Für mich sind sie nur ein Hilfsmittel, um mit Leuten in Kontakt zu treten oder zu bleiben. Von daher ist schon E-Mail ein soziales Medium für mich.

Viele Leute nutzen anscheinend die „sozialen Medien“, um sich öffentlich zu profilieren, Follower zu sammeln und sogar Geld zu verdienen. Letzteres ist natürlich auch oberstes Ziel der Betreiber dieser Plattformen. Die setzen dann die ominösen „Algorithmen“ ein, um das mit dem Geldverdienen für sich zu maximieren. Den Teilnehmern auf den Plattformen obliegt es dann, sich mit den Algorithmen so zu arrangieren, dass es bestmöglich zu den eigenen Zielen passt.

Damit komme ich dann wieder zurück zu meinem Nutzungsverhalten: in Kontakt treten/bleiben. Der einzige Berührungspunkt mit Algorithmen für mich ist dann eine eventuelle Empfehlungsliste, die ich entweder durchgehen kann oder ignoriere (siehe vorheriger Beitrag). Ich „folge“ einfach den für mich relevanten Teilnehmern auf den Plattformen und der Rest kann veranstalten was sie wollen. Ich nehme sie einfach nicht wahr.

Bin ich damit jemand, der diese Plattformen am Leben erhält oder eher ein Parasit, der denen schadet? Oder gibt es da noch eine Grauzone dazwischen, wo man einfach geduldet wird, weil andere dadurch die Plattform attraktiv finden?

Wenn man den Titel von Mikes Beitrags

„Warum das Argument, man müsse in sozialen Netzwerken bleiben, um Opposition zu leisten, völliger Unsinn ist.“

ansieht, ging der Fokus ja explizit darauf ein, dass man auf die Dinge die man falsch findet reagiert.

Ich habe das so verstanden, dass vor allem Politiker immer wieder verlautbaren, dass man ja auch diesen Plattformen bleiben muss um entsprechenden politischen Postings anderer mit Gegenargumentationen begegnen zu können. Genau dieses ist jedoch auf diesen Plattformen nicht möglich, wie Mike dann im Artikel darlegt.

Diese Argumentation hat aber ein riesengroßes Problem:

Was mache ich, wenn sich auf meinem favorisierten Medium (z.B. Mastodon) auf einmal irgendwelche unliebsamen Mitmenschen (z.B. Trolle, Rechtsradikale Hate-Speech Verschwörungstheoretiker usw.) ansiedeln?
Soll ich das an sich gute System dann einfach fallen lassen, nachgeben und wegrennen?

Was mach ich dann, wenn ich dann 3 Jahre später, wenn wieder jemand mein gemütliches, neues Habitat betritt und mich stört? Wieder wegrennen?

Wann zieht man die Rote Linie und sagt „jetzt nicht mehr“?

Das erinnert mich sehr stark ein Sprichwort, dass uns in unserer Jugend beigebracht wurde und jetzt in Politik und Gesellschaft seine negativen Konsequenzen zeigt.

„Der Klügere gibt nach.“

Das Problem ist, wenn der Klügere immer nachgibt, wird die Welt von Deppen regiert … !!!

Und das sehen wir aktuell in der Politik sehr deutlich! Und zwar nicht nur im Großen (z.B. Trump), sondern auch schon im kommunalen Bereichen. Da sind mittlerweile so viele narzisstische Vollidioten unterwegs, die das System teilweise schon umgestaltet haben, dass alle normalen Menschen gar nicht mehr rein kommen oder direkt vergrault werden und recht schnell das Handtuch werfen …

Also nicht das ich hier eine Lanze für Twitter / X brechen will. Ich habe mich von allen sogenannten sozialen Medien (von Facebook bis Federvise) verabschiedet und lebe damit sehr viel glücklicher.
Aber ich glaube, diese Argumentation greift zu kurz.

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Mastodon bzw. das Fediverse gehört weder einem Tech-Bro noch einem Konzern, der dich mit manipulativen Algorithmen festhalten will. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Insofern würde ich das Fediverse nicht kampflos aufgeben. :wink:

Die rote Linie hätte man bei Plattformen wie X schon seit Jahren ziehen sollen und sich verabschieden. Und so wie sich das in den USA nun entwickelt auch bei Facebook, Instagram etc. - und wenn wir die ganzen Datenskandale in unsere Überlegung mit einbeziehen, dann wäre es schon vor einem Jahrzehnt notwendig gewesen, dort die Reißleine zu ziehen.

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Aber das Federvise ist auch nicht immun dagegen, dass die Betreiber der Instanzen wechsel und mir der neue nicht gefällt. (siehe Twitter)
Und dann? Wie will man da kämpfen?

Und was passiert, wenn man (hypothetisch) die Reißleine bei X, Facebook usw. zieht und die Dienste abschaltet?
Dann suchen sich die Trolle, … eine neue Plattform. Was willst du machen, wenn Sie ins Federvise einziehen?
Hoffen das der kleine, ehrenamtliche Betreiber der Instanz sehr viel Zeit hat um die alle zu sperren bzw. die kritischen Beiträge zu löschen? Wie soll er unbequeme Kritik/Warheiten von Fake-News trennen, wenn er das nur in seiner Freizeit macht? Wann wird daraus Zensur nach der Vorurteilsblase des Admins? Wie sieht denn die Vorurteilsblase des Admins überhaupt aus? Welche Meinung hat er zu politischen Themen wie Trump, Ukraine, Covid-19 oder … ?
Das wird sehr schnell extrem unübersichtlich und kompliziert.

Es ist in meinen Augen eine Wunschvorstellung, dass die aktuellen Problem großer sozialer Medien wie X oder Facebook auf das Federvise nicht zutreffen würden. Ich denke ob der geringeren Nutzerzahlen wurde das Federvise von diesen Problemen nur noch nicht eingeholt. Würden (hypothetisch) morgen 500 Millionen Menschen Facebook und X verlassen und ins Federvise übersiedeln, hätte dieses genau die selben Problem und keine gute Lösung dafür.
Denn das Problem liegt in meinen Augen in den sogenannten sozialen Medien selbst begründet. Das die Betreiber der Plattform/Instanz durch ihr Handeln die Probleme verstärken oder abschwächen, ist zweifelsohne richtig, aber dies wirkt sich nur auf die Sichtbarkeit Symptome aus. Die Ursache liegt im System selbst.

Tut mir leid, dass ich hier so groß aushole.
Aber ich glaube, wenn wir aktuell nur über die großen Tech-Giganten reden, diskutieren wir an der ursache des eigentlichen Problems vorbei.

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Ja, der Ausstieg ist nicht einfach – aber das ändert nichts an der Tatsache: Wer auf den Plattformen der Tech-Bros wie Facebook, Instagram, TikTok oder X (ehemals Twitter) bleibt, spielt nach ihren Regeln. Jeder Beitrag, jeder Like und jeder Kommentar füttert ihre Algorithmen, hält die Nutzerbindung hoch und stärkt ihr Geschäftsmodell. Selbst wenn man nur in der eigenen Blase agiert, bleibt man Teil des Systems, das von Aufmerksamkeit und Engagement lebt. Wer wirklich etwas verändern will, muss den Kreislauf durchbrechen und diesen Plattformen die Grundlage entziehen: ihre Nutzer.

Aber ja, ich gebe dir recht - das Problem geht noch viel tiefer, es geht weit über Social Media hinaus. Es ist ein strukturelles, gesellschaftliches Problem, das tief in unsere digitale Infrastruktur eingewoben ist. Die Abhängigkeit von wenigen Konzernen, die Kontrolle über Kommunikation und Öffentlichkeit, die kommerzielle Ausbeutung von Daten – all das ist längst nicht nur eine Frage von Plattformen, sondern ein Symptom eines viel größeren Machtgefälles. Ein echter Wandel erfordert mehr als nur einen Plattformwechsel. Er beginnt mit der Frage: Wem geben wir unsere Zeit, unsere Daten und unsere Stimme?

Im Analogen würdest du die Bildzeitung kaufen, nur um damit Küchenabfälle einzuwickeln.
Auch wenn du sie nicht liest, zahlst du. Im Digitalen ist deine Währung halt eine andere:

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Dasselbe wie in TV-Talkshows. Die meisten von ihnen sind nicht konstruktiv und wenn die Diskussion mal an einem spannenden und entscheidenden Punkt wäre, nimmt der Moderator das Wort. Ich habs noch nie anders erlebt. Daher schaue ich nur ausnahmsweise mal, wenn ich einen Gesprächspartner interessant finde. Überzeugt hab ich andere Leute, indem wir öfters mal zusammen geguckt haben und jedesmal darauf aufmerksam gemacht habe, wenn sowas passiert ist. Dann ist es dem anderen auch aufgefallen.
Das Muster der Polarisierung gibts also auch woanders, aber nicht so systematisch wie auf den Plattformen. Und der Nachteil der Plattformen ist „man schaut(liest) nicht zusammen“

Eingewoben wurde. Mit Zunahme der Digitalisierung der Bevölkerung. Wo nun jeder Hinz und Kunz begriffen hat, dass er mit Pseudonym alles machen kann, ihm kann ja keiner was.
Meiner Meinung nach war es vorher nicht so, weil die nicht-digitalisierte Bevölkerung ein Korrektiv war, so dass die damals schon digitalisierten Leute sich im Austausch mit den anderen sich mehr zusammengerissen haben (es mussten), mehr versucht haben, von sich aus zu erklären und nicht um jeden Preis rausgehauen haben, was sie beschäftigt. Dieses Korrektiv ist verlorengegangen, die Leute lassen sich mehr gehen.
Das Fediverse hat in dem Sinne noch was von dem „Pioniergeist“ des früheren Internets, aber ich frage mich auch, ob es bröckelt, wenn mehr Leute umziehen.

… und jeder bekommt die von den Algorithmen auf Ihn zugeschnittene Sicht vorgespielt.

Genau dieser Fakt zerstört von Anfang an eine sinnvolle Diskussion, in der verschiedene Aspekte der Diskussion entsprechend ihre zeitlichen Reihenfolge für jeden nachvollziehbar dargestellt werden.

Wenn ich die Welt durch einen mir unbekannten Filter betrachte, dann nimmt mir das die Möglichkeit einer sinnvollen Meinungsbildung.

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Vorneweg: Ich bin mache den Social Media Dreck seit es ihn gibt nicht mit und ist auch bei mir permanent gesperrt. Ausnahme ist ein nur sehr schwer zu rückverfolgbarer Account bei X zu Testzwecken, u. a. mit ausschließlichem Zugriff über VPN-Kaskaden etc.

Was mir auf X gefällt sind die Community Notes, welche schon dafür gesorgt haben, dass mein Account in der Reichwiete eingeschränkt wurde, weil einer meiner Reposts entsprechend kommentiert wurde und in dem Testfall so auch richtig war. Ich finde die Community Notes durchaus besser als die behördlichen Blockwarte der Trusted Flagger. Allerdings funktionieren CN auch nur, wenn das ganze Meinungsspektrum vorhanden ist und sich gegenseitig reguliert.

Von daher halte ich die pauschale Aussage in der Überschrift für undifferenziert und falsch.

Kann dazu auch von Prof. Dr. Rieck dieses Video empfehlen:

Moderner Blockwart oder private Zensurbehörde? Trusted Flagger

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Meiner Wahrnehmung nach ist das auf X auch weitestgehend so. Trotz allem.

Ich habe auch schon gesehen, dass die CN falsch lagen, doch es ist unterm Strich trotzdem das beste Social-Media-Korrektiv, das ich kenne.

Mich wurmt nur, dass ich mit meinem quasi-anonymen Account dabei nicht mitmachen kann, aber wahrscheinlich ist diese Vorkehrung notwendig.

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Ist auch richtig, dass nur Verified Accounts CN nutzen dürfen, wobei die Telefonnummer als Verfizierung imho lächerlich ist …