Das ist klar.
Mir fällt gerade auf, dass es völlig egal ist, ob eine Weiterleitung funktioniert, wenn Qualcomm bzw. der Netzbetreiber nicht über die Benutzerebene (SUPL) sondern über die Steuerungsebene geht. Ein Teil der oben angegebenen Graphene-FAQ übersetzt:
A-GNSS auf der Steuerungsebene wird von der Mobilfunkverbindung selbst bereitgestellt und hat daher keine wirklichen Auswirkungen auf die Privatsphäre
Man kann alles 10x Mal lesen und versteht trotzdem noch nicht alles!
Zusammenfassung meiner Fragen und teils deren Antworten
Ich würde gern die „Gefahren“ des in der Custom-ROM-Serie genannten Datenlecks verstehen und welche Gegenmaßnahmen, was bringen. Mich würde freuen, wenn einer von euch @Izzy @larma @kuketzblog @jemand anderes, der etwas darüber weiß, zu dem einen oder anderen Punkt etwas sagen könnte. Dies würde sicherlich auch vielen anderen bei der Einschätzung dieses Themas helfen.
Zunächst mal die Fragen, die noch übrig geblieben sind:
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Normalerweise wird die IMSI an Google gesendet. Die IMEI und Telefonnummer ebenfalls oder nicht?
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Wenn man in der Datei /etc/system/gps.conf
oder /vendor/etc/gps.conf
den Eintrag SUPL_HOST=supl.google.com
in SUPL_HOST=localhost
ändert, um SUPL bzw. A-GPS zu deaktivieren, hat dies dann Vorrang vor den APN-Einstellungen und wird nicht vom Netzbetreiber überschrieben?
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Entspricht die Lösung force disabling SUPL
von Graphene dem Punkt 2?
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Man kann mit einer VPN-basierten App wie AdAway oder personalDNSfilter eine Umleitung zu einem Proxy-Server machen. Wenn man jedoch eine App hat, die im OS (z.B. iodéOS) fest integriert ist und daher ohne VPN läuft, funktioniert dann trotzdem eine solche Umleitung?
Hier die bereits erfolgten Antworten und Feststellungen:
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Es nützt nichts, wenn man in den APN-Einstellungen unter APN-Typ den Wert supl entfernt, um SUPL bzw. A-GPS zu deaktivieren, da der Netzbetreiber dies überschreibt.
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Eine Umleitung zu einem Proxy-Server ist nur notwendig, wenn A-GNSS über die Benutzerebene (Google SUPL-Server) erfolgt. Wenn A-GNSS über die Steuerungsebene (durch den Netzbetreiber) erfolgt, ist keine Umleitung notwendig. (mehr dazu weiter unten)
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Ein Proxy-Server wie von Graphene „versteckt“ die „wahre“ IP vor Google, indem bei Google nur die IP vom Proxy-Server ankommt.
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Die optimale Lösung wäre, jedes Handy selbst als SUPL-Server zu verwenden. Das Handy könnte sich die (öffentlich verfügbare) Flugbahn der Satelliten direkt aus dem Internet holen und direkt lokal auf dem eigenen Gerät mit den dort sowieso vorhandenen aktuellen Funkzellen-Angaben kombinieren. Damit müssen erst gar nicht irgendwelche sensiblen Informationen das Gerät verlassen.
Hier im Weiteren mein Versuch, den Nutzen eines Proxy-Servers zu interpretieren:
Bezüglich der IP(v4)-Adresse gibt es offensichtlich verschiedene Annahmen. Entweder teilen sich in derselben Funkzelle viele Geräte dieselbe IP und bei jedem Wechsel der Funkzelle ändert sich die eigene IP. Oder das Gerät erhält dieselbe IP(v4)-Adresse wie viele andere Geräte, aber behält diese auch bei einem Funkzellenwechsel bei. Dann gibt es in derselben Funkzelle viele verschiedene IP-Adressen.
Wenn die Anfrage auf der Steuerungsebene erfolgt wird A-GNSS über die Mobilfunkverbindung von den Netzbetreibern selbst zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise erhält Google keine Daten. Der Netzbetreiber selber hat sowieso immer meinen Standort, da sich das durch die SIM-Karte eindeutig identifizierbare Gerät sowieso laufend in die Funkzelle einbucht.
Wenn die Anfrage auf der Benutzerebene erfolgt wird A-GNSS von dem Google SUPL-Server zur Verfügung gestellt. Dies geschieht wahrscheinlich auch über die Mobilfunkverbindung aber über VPN. Wenn man eine eindeutige IP(v6)-Adresse erhalten sollte, kann Google die Standortdaten mit anderen Daten, die über diese IP generiert wurden, verknüpfen.
Wenn es jedoch eine IP(v4)-Adresse wäre, hätten viele Nutzer dieselbe (egal ob sie sich in derselben Funkzelle oder in verschiedenen befinden) und Google kann mein Bewegungsprofil nicht mit anderen Daten, die über diese IP generiert wurden, eindeutig verknüpfen. Schließlich könnten meine Daten und die der Anderen zu jedem der Bewegungsprofile gehören.
Falls es weitere Anwendungsfälle geben sollte, bei der sowohl die IP(v4)-Adresse als auch die IMSI verwendet werden, wären in dem Fall diese Daten miteinander verknüpfbar, weil die Anderen eine eindeutige IMSI hätten. Und meine Standortdaten die Einzigen ohne IMSI sind, meine anderen Daten mit IMSI gesendet würden und die einzigen sind, mit denen keine Standortdaten mit derselben IMSI zugeordnet werden können. Also müssen es die Standortdaten ohne IMSI sein. (Die meisten Leute haben ja nun mal kein Custom-ROM und senden somit immer ihre IMSI.) Falls man trotzdem das Glück hat, dass wenigstens ein zweites Gerät ebenfalls keine IMSI sendet, dann könnte Google die Daten nicht mehr eindeutig mit dem Standort verknüpfen.
Falls man eine eindeutige IP-Adresse erhalten sollte, ist die Verschleierung der IP (wie es Graphene macht) sinnvoll und wichtig.
Bei dem Szenario, wo auch andere Daten sowohl mit IMSI als auch IP-Adresse verknüpft wären, würde die Verschleierung ebenfalls helfen, sofern der Pool von denselben IP(v4)-Adressen sich in verschiedenen Funkzellen befinden würde. Dann kann Google nämlich nicht an Hand der anderen Geräte derselben Funkzelle die IP erraten, da die Geräte unterschiedliche IP-Adressen haben. Nur falls die IP(v4)-Adressen immer in derselben Funkzelle die Gleichen sind, kann Google an Hand der anderen Geräte die IP ermitteln. Das wäre damit der einzige spezielle Fall, bei dem das Verschleiern nicht helfen würde.
Unterm Strich macht ein Proxy-Server Sinn. Schon alleine deswegen falls man eine eindeutige IP(v6)-Adresse erhält. Und die werden sicherlich immer mehr eingesetzt werden.
Wäre schön, wenn jemand meine Angaben bestätigen oder korrigieren könnte.