Vorbemerkung, da es Irritationen wg. dieses Beitrages gab und er zeitweise gesperrt war: Rustdesk ist ein kostenlose Open Source Software zum Desktop-Sharing oder um Remote Geräte fernzusteuern oder zu warten. Ich gehöre nicht zu den Softwareentwicklern, kenne niemanden davon und stelle hier meine Erfahrungen vor und das Tool selbst, weil es bislang in dieses Forum kaum erwähnt oder besprochen wird.
Die Software ist interessant für datenschutzorientierte Menschen, die häufiger Familie, Freunde oder Kunden mittels Fernwartung auf ihrem PC oder Handy bei Problemen helfen. Rustdesk hat eine Client- und eine Server Komponente. Es ermöglicht die Fernwartung anderer Geräte und zusammen mit einem selbst-gehosteten Server bleiben dabei alle Kommunikationsdaten in eigener Hand, ähnlich wie bei einem eigenen NEXTCLOUD- oder Jitsi-Meet-Server.
Rustdesk Client
Den gibt es für alle relevanten Plattformen: Windows, Mac OS, Linux, Android und ioS Clients sind vorhanden.
Getestet habe ich bislang nur den Windows Client. Der kommt als 64bit Version und wahlweise portabel ohne Installation daher.
Der Client sieht Anydesk sehr ähnlich und stellt eine Ende-zu-Ende verschlüsselte Verbindung zwischen zwei PCs/Geräten her. Für eine Verbindung braucht man die ID des remote Gerätes und das dort hinterlegte Passwort. Das Passwort muss man also vorher erfragen. Ist es bekannt, kann man aber auch unbeaufsichtigt einen Remote-PC fernsteuern, z.B. seinen PC am Arbeitsplatz vom HomeOffice aus. Ist auf dem Remote PC niemand angemeldet, öffnet sich die Windows Anmeldung.
Der Client erlaubt den Datei-Transfer, die eigene Internet-Verbindung kann zum Remote PC getunnelt werden, Paste & Copy über Zwischenablage ist möglich, dito natürlich die Fernbedienung per Maus/Tastatur und die Audiowiedergabe. Alle Bedienmöglichkeiten lassen sich auf dem remote PC wahlweise an- und abschalten.
Ohne weitere Konfiguration nutzt der Client automatisch das von Rustdesk und Unterstützern bereitgestellte Servernetzwerk. Derzeit gibt es zwei Servern in Deutschland und je einen in Singapur, den USA, in Finnland und in Südkorea.
Der Datendurchsatz einer Verbindung via öffentliche Server ist gut. Getestet habe ich werktags zu Bürozeiten und am Wochenende und konnte keinen Performance-Unterschied bemerken. Die Verbindung baut sich in wenigen Sekunden auf, Mausbewegungen und Tastatureingaben werden ohne Verzögerung übertragen. Ein Full-HD Video zum Testen auf dem remote PC abgespielt wird ruckelfrei wiedergegeben.
Rustdesk-Server
Der Clou an Rustdesk ist die Möglichkeit einen selbst-gehosteten Server aufzusetzen. Dazu brauchst es einen (virtuellen) Linux-Server, den man bei einem Service-Provider für wenig Geld anmieten kann. Seit Corona-Zeiten betreibe ich einen Jitsi-Meet-Server, den ich jetzt für die Rustdesk-Installation mitnutze.
Die Installation mit einer SSH-Terminalverbindung zum eigenen vServer ist in wenigen Minuten erledigt. Da ich nur rudimentäre Linux Kenntnisse habe, hat mir ein Tutorial Video geholfen (Link am Ende). Der Autor des Videos stellt ein Script für eine vollautomatische Server-Installation zur Verfügung, das ich verwendet habe.
Die CPU- und Memory-Anforderungen an den vServer sind gering. Eine vCPU und ca. 500MB RAM sollen genügen und der Bandbreitenverbrauch einer Verbindung bei 100kbit/s liegen. Ich nutze einen vServer mit 4 vCPU und 8 GB RAM. Rustdesk- und Jitsi-Server vertragen sich gut, ich konnte keine Beeinträchtigung feststellen.
Alternativ kann man den Server auch auf einem Rasberry-Pi oder als Docker-Container auf einer NAS aufsetzen und am heimischen DSL-Anschluss betreiben. Auch dazu gibt es viele Anleitungen und Videos im Netz.
Verbesserungsmöglichkeiten und Baustellen
- Bei der Installation des selbst-gehosteten Servers wird ein Public Key für die Verschlüsselung (key) generiert der neben der IP-Adresse oder des Domainnamens im Remote Client eingetragen werden muss. Der key ist im Client einsehbar und kann damit auch ohne Zutun des Server-Betreibers an Dritte weitergegeben werden. Die könnten den eigenen Server dann zu eigenen Zwecken nutzen. Dieses Ressourcen-Sharing wird nicht jede wollen, insbesondere wenn der Server zu Hause an der eigenen DSL-Leitung betrieben wird.
- Leider kann man derzeit nur einen Verbindungsserver eintragen. Eine Auswahl unter Servern ist (bislang) nicht vorgesehen. Ein Switchen zwischen den Public-Servern und dem selbst-gehosteten ist aber über einen Umweg möglich. Dazu legt man ein Duplikat der rustdesk.exe an und benennt diese um. Die Parameter für den eigenen Server werden dann im Rahmen des Dateinamens übergeben:
rustdesk-host=mein.server.de,key=GenerierterServerKey=.exe
Das sieht nicht schön aus, aber funktioniert und so kann man zwischen verschiedenen Server switchen, z.B. wenn der eigene Server mal ausfällt. Ein eigener Domainname ist nicht zwingend erforderlich, eine feste IP-Adresse funktioniert genauso.
Fazit
Client und Server laufen stabil und sicher verschlüsselt. Die Installation des Client wie des Servers ist kurz und schmerzlos und auch von Laien zu bewältigen. Man braucht keinen – aber mit einem selbst-gehosteten Rustdesk-Server bleibt die gesamte Kommunikation in eigener Hand.
Links:
https://rustdesk.com/
https://github.com/rustdesk/rustdesk
Empfehlenswertes Video zur Client- und Serverinstallation
https://www.youtube.com/watch?v=YzZtXR6o3GE