die meisten werden wahrscheinlich mitbekommen haben, dass seit Kurzem neues Street View-Material von Google veröffentlicht wurde. Habe natürlich mal an meinem Wohnhaus vorbeigeschaut und entdeckt, dass ich in der Einfahrt vor dem Gebäude fotografiert wurde. Gesicht ist natürlich verpixelt, aber das reicht mir nicht. Wer mich kennt, erkennt mich auf dem Bild klar und deutlich und weiss, dass ich zum Zeitpunkt der Aufnahme zu Hause war. Das reicht mir schon, um dagegen vorgehen zu wollen.
Ich habe deshalb gestern der Aufnahme/Abbildung/Veröffentlichung widersprochen und Google zum Löschen der Aufnahme aufgefordert. Heute früh kam Antwort - darum, dass es um meine Person geht, wurde nicht eingegangen. Das Haus ist nun verpixelt (das ist mir vollkommen egal, ist nicht mein Haus), ich bin jedoch immer noch zu sehen.
Hat jemand einen Tipp, wie ich weiter vorgehe? Vielen Dank!
Ich würde erneut antworten und explizit darauf hinweisen, dass man das Haus und nicht dich, wie eigentlich gewollt, verpixelt wurde. Wenn du Fotos mit der Nachricht mitschicken kannst, könnte man einen Screenshot anfertigen und den Bereich, der verpixelt werden soll, mit einem roten Kreis versehen. Dadurch wird für jeden ersichtlich, um was es genau geht. Das wäre mein nächster Schritt.
Wenn dein Gesicht oder dein Nummernschild stärker unkenntlich gemacht werden soll, oder wenn du möchtest, dass dein komplettes Auto oder dein ganzer Körper unkenntlich gemacht werden, kannst du in Street View über „Problem melden“ einen entsprechenden Antrag stellen.
Habe ich genauso getan. Antwort von Google kam auch prompt:
Die von Ihnen gewünschte Unkenntlichmachung des Hauses bzw. der Wohnung in Street View wurde bearbeitet. Sie sollten die Änderungen innerhalb von 24 Stunden sehen können.
Auf die Frage, was unkenntlich gemacht werden soll, gibt es dort leider nur folgende Auswahlmöglichkeiten: Ein Gesicht, Mein Zuhause, Mein Auto bzw. ein Autokennzeichen, Anderes Objekt.
Ich habe jetzt noch einmal eine Mail geschrieben (streetview_deutschland@google.com) und gefordert, dass mein kompletter Körper unkenntlich gemacht werden soll. Mal schauen…
Was machst du, wenn du nichts davon wüsstest? Vielleicht bist du ja ein zweites mal irgendwo zu sehen. Wer will mit deinem Abbild was anfangen und das aus ~Oktober 2022… ich sehe da überhaupt kein Problem, solange dein Gesicht unkenntlich gemacht wird.
Das hat schon mal funktioniert, jetzt ist mein ganzer Körper verpixelt.
Joa… dann wohl nichts?! Verstehe die Frage nicht.
Ich treib’s mal auf die Spitze: Hättest du auch kein Problem damit, wenn ich bei dir vorbeikomme, ein paar Fotos von dir vor deinem Haus mache und die dann (mit verpixeltem Gesicht) auf meiner Website veröffentliche? Nur weil Google das mit allen macht, heisst das für mich nicht, dass das in Ordnung ist.
Zugebeben, der Vergleich hinkt. Google hatte nicht die Intention, mich oder andere Personen zu fotografieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass hier das Recht am eigenen Bild verletzt wird. Danach dürfen Bildnisse nur mit Einwilligung des Abgebildeten verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden. Zur Erkennbarkeit heisst es bei Wikipedia: „Die Einwilligung zur Veröffentlichung ist aber nur dann erforderlich, wenn der Abgebildete individuell erkennbar ist. Die Erkennbarkeit kann sich auch aus begleitenden Umständen ergeben. […] Ist eine Person durch den Kontext eindeutig identifizierbar, kann sie sich gegen die Veröffentlichung wehren, auch wenn ihre Gesichtszüge gar nicht gezeigt werden.“
War schlecht von mir formuliert. Ich habe kein Problem damit, wenn ein Freund oder Bekannter mit Street View an meinem Haus vorbeifährt, mich auf dem Bild erkennt und dann denkt: „Hey, das ist ja XY! Der hat doch gesagt, er sei im Oktober 2022 nicht in der Stadt gewesen!“ oder dergleichen.
Ich habe ein Problem damit, dass ein Akteur das ohne mein Wissen bzw. ohne Erlaubnis ermöglicht. Google veröffentlicht ein (für einige Personen) identifizierbares Bild von mir, hat ggf. die unverpixelten Rohdaten irgendwo im System (vielleicht kann dazu jemand Aufklärung bringen, ob das so ist und rechtens wäre) und das gefällt mir nicht.
Nicht lachen … Ich wusste gar nicht, dass es Google Streetview in Data Privacy Deutschland gibt. Kommt davon wenn man zu lange weit weg ist …
Im Zusammenhang mit der Aktualisierung des Datenbestands fiel mir noch ein, dass Google ja nicht nur Fotos macht, sondern auch die WLAN Netze inventarisiert. Alles im Sinne der User Experience und damit die Ortung besser läuft … Dass man sich dagegen schützen kann, indem man an die SSID noch einen definierten Text als Opt Out anhängt ist mir bekannt, aber kann man dem - wenn man kein Opt Out in der SSID hat - auch im Nachhinein widersprechen?
2008 hat Google in Deutschland mit dem Fotografieren begonnen, 2010 wurden dann die Aufnahmen der größeren Städte veröffentlicht. Gab ne ausgeweitete Debatte, Datenschützer und Politker äußerten sich kritsch, das ganze war sehr präsent in den Medien. Damals haben ~250.000 Leute einen Antrag auf Unkenntlichmachung ihres Hauses gestellt und Google hat das Ganze in der Folge Deutschland nicht mehr ausgeweitet. Ganz Westeuropa war dann nach einer Weile komplett abfotografiert, nur Deutschland (mit Ausnahme der frühen Aufnahmen) blieb blank.
Ab 2020 sind sie dann wieder hier rumgefahren, die neuen Aufnahmen wurden jetzt vor ein paar Tagen veröffentlicht. Nur dieses Mal interessiert’s niemanden.
Alles eine Frage des Standpunktes:
Es gibt auch nicht-deutsche Leute, die sich bedroht fühlen, weil ihnen beim Fotografiertwerden die Seele geraubt wird.
Wie z.B. die indigene Bevölkerung Boliviens. Die Märkte in La Paz sind ein beliebtes Touristenziel, die Kamera lässt man alleine schon aus Respekt in der Tasche.