Halli Hallo allerseits,
in diversen Beiträgen im Forum wurde gefragt, welche Einstellungen man in einer FRITZ!Box vornehmen solle, damit diese in Sachen Datenschutz und/oder Sicherheit möglichst fehlerfrei funktioniert. Ich stelle euch hiermit mein Grund-Setup vor, welches ich bei jeder FRITZ!Box konfiguriere, die als Internet-Router eingesetzt werden soll.
Es ist tatsächlich nur ein grundsätzliches Setup und geht nicht auf erweiterte Fähigkeiten der FRITZ!Box, wie z.B. VPN, Freigaben von Ports, statisches Routing usw. ein. Derartige Einstellungen gelten in meinen Augen als erweiterte Konfiguration und sind hier im Forum aber auch im Internet weitestgehend detailliert erklärt.
Hinweis: Ich wende diese Grundsetup mittlerweile schon lange in der Praxis an. Wichtig ist meiner Meinung nach jedoch, daß dieses bei der ersten Inbetriebnahme nach dem Kauf oder nach dem wiederherstellen der Werkseinstellung der FRITZ!Box tatsächlich ohne eine Verbindung zum Internet (!) durchgeführt werden sollte. Allein schon deswegen, weil in der FRITZ!Box werksseitig Einstellungen aktiviert sind, die nach Aufbau einer Internetverbindung direkt aktiv werden können.
Das vorliegende Grund-Setup wird an dem Beispiel der FRITZ!Box 5690 Pro mit FRITZ!OS 8.01 aufgeführt, die anschließend an einem VDSL2-Anschluß mit Supervectoring der Telekom eingesetzt wird und kann meinem Wissenstand nach auf jede andere FRITZ!Box übertragen werden, die als Internet-Router eingesetzt werden soll. Ich kann aber nicht gewährleisten, daß dieses Setup auch mit jedem anderen ISP absolut einwandfrei funktioniert. Insbesondere was die Mietgeräte bestimmter ISP’s betrifft.
Noch etwas zu der Einrichtung der FRITZ!Box insgesamt. Ich habe hin und wieder die Erfahrung gemacht, daß eine komplette Einrichtung der FRITZ!Box vor dem eigentlichen Anschluß an den Internetzugang einiger Anbieter nicht unproblematisch ist. Von daher empfehle ich, nur die untenstehenden Einstellung vorab vorzunehmen und den Rest nach dem Anschluß ans Internet durchzuführen.
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Internetzugang (Internet → Zugangsdaten)
Hier kann man vorab mittels einem Umweg die Seite „Anbieter-Dienste“ aktivieren. Diese Seite ist standardmäßig ausgeblendet und wird in der FRITZ!Box nur angezeigt, sofern der ISP diese Dienste unterstützt oder diese per Voreinstellung in der FRITZ!Box aktiviert werden. Genau diesen letzten Punkt machen wir uns zunutze. Es gibt in der FRITZ!Box 8 ISP’s, die eine Anzeige dieser Seite ohne Internetverbindung erlauben. Am besten hat sich die Einstellung „o2“ bewährt. Gebt dort unter „Zugangsdaten“ als Benutzername und Kennwort jeweils die Zahl 0 an, deaktiviert ganz unten die Option „Internetzugang nach dem „Übernehmen“ prüfen“ und speichert diese Einstellung ab. Jetzt können die Einstellungen im Schritt 3 dieser Anleitung vorgenommen werden.
Sobald alle Einstellungen im Bereich „Internet“ durchgeführt wurden, sollte man den Internetzugang wieder auf die ursprüngliche Einstellung zurückstellen. -
IPv6 (Internet → Zugangsdaten)
IPv6-Unterstützung aktiv → deaktivieren
Diese Einstellung muß jeder für sich selber entscheiden. Ich bin kein Freund von IPv6-Adressen und benötige diese an meinem Telekom-Anschluß auch nicht. -
Anbieter-Dienste (Internet → Zugangsdaten)
Die „Anbieter-Dienste“ sind ein umstrittenes und hart diskutiertes Thema. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Ob die Aktivierung dieser Protokolle in der FRITZ!Box einen Fluch oder Segen darstellt, muß letztendlich auch hier jeder für sich selber entscheiden. Ich persönlich möchte meinem ISP, aber auch AVM (siehe AVM-Dienste), bewußt keine Kontrolle über meine FRITZ!Box im Hintergrund überlassen. Darüber hinaus vertrete ich auch den Standpunkt, daß die gegenwärtige Umsetzung dieser Einstellungen bei der Firmware-Entwicklung seitens AVM einen Eingriff in die digitale Selbstbestimmung darstellt.
Sofern im ersten Schritt dieser Anleitung die Einstellungen durchgeführt wurden, kann man nachstehende Einstellungen vornehmen.
Automatische Einrichtung durch den Internetanbieter zulassen → deaktivieren
Automatische Updates zulassen → deaktivieren
URL des Auto Configuration Servers über DHCP und PPP beachten → deaktivieren
Anbindung an Ihren Internetanbieter über USP (TR-369) erlauben → deaktivieren -
AVM-Dienste (Internet → Zugangsdaten)
Diese Dienste sollten nur dann aktiviert werden, wenn diese tatsächlich wirklich benötigt werden. Ich deaktiviere diese Dienste gegenwärtig und zukünftig immer vollständig, da mir u.a. der Umfang der im Hintergrund übertragenen Daten nicht vollständig bekannt ist.
FRITZ!Box sucht periodisch nach Updates → deaktivieren
Bevor Du diese Option deaktivierst, solltest Du zu „System → Update → Auto-Update“ gehen und dort die Stufe I „Über neue FRITZ!OS-Versionen informieren (Nicht empfohlen)“ einstellen. Das blendet zwar auf der Übersichtsseite ab FRITZ!OS 8 dauerhaft den Hinweis " Nicht empfohlene Einstellungen" ein, ist meiner Meinung nach jedoch vertretbar.
Diagnosedaten → deaktivieren
Diagnose und Wartung → deaktivieren -
DNS-Server (Internet → Zugangsdaten)
DNSv4-Server
Vom Internetanbieter zugewiesene DNSv4-Server verwenden (empfohlen) → deaktivieren
Andere DNSv4-Server verwenden → aktivieren
Bei DNS-Störungen auf öffentliche DNS-Server zurückgreifen → deaktivieren
Vielen ist nicht bewußt, daß diese öffentliche DNS-Server in der Firmware vorgegeben und nicht besonders datenschutzfreundlich aufgestellt sind. Ich habe in punkto selbstgewählte alternative DNSv4-Server bisher noch nicht erlebt, daß ich zeitweilig ohne Internet da stand.
DNS over TLS (DoT)
Verschlüsselte Namensauflösung im Internet (DNS over TLS) → aktivieren
Zertifikatsprüfung für verschlüsselte Namensauflösung im Internet erzwingen → aktivieren
Fallback auf unverschlüsselte Namensauflösung im Internet zulassen → deaktivieren -
Zugangsprofile (Internet → Filter)
Hier dem Zugangsprofil „Standard“ und „Gast“ jegliche Rechte der Internetnutzung entziehen.
Werksseitig voreingestellt hat das Profil „Standard“ uneingeschränkte Nutzungsrechte. Da jedes neue Gerät, daß an der FRITZ!Box registriert wird, automatisch dieses Profil zugewiesen bekommt, besteht hier die Gefahr, daß unkontrolliert Daten von diesem Gerät ins Internet übermittelt werden können. -
Listen (Internet → Filter)
Blockierte IP-Adressen (Bearbeiten anklicken)
Zusätzliche IP-Sperrliste von AVM verwenden → deaktivieren
Die IP-Sperrliste von AVM ist seit FRITZ!OS 7.90 Bestandteil der Firmware. Leider habe ich bis jetzt noch nicht herausfinden können, wo bzw. wie ich diese - von AVM gepflegte - Liste einsehen kann. Auch die Art und Weise sowie der Umfang der Übertragung auf die FRITZ!Box erschließt sich mir noch nicht gänzlich. Hier folge ich mehr meinem Bauchgefühl und deaktiviere diese Einstellung vorläufig.
Globale Filtereinstellungen
Firewall im Stealth Mode → aktivieren
E-Mail-Filter über Port 25 aktiv → aktivieren -
MyFRITZ!-Konto (Internet → MyFRITZ!-Konto)
FRITZ!Box registrieren → (noch) nicht aktivieren
Der AVM-Dienst MyFRITZ!Net hat für mich keinen wirklichen Mehrwert. Ich hadere mit diesem Dienst, insbesondere bezüglich dem Bereich Smart Home in der FRITZ!Box. Zu umfangreich sind die Informationen und Daten, die an diesen Dienst übertragen werden. Hinzu kommt auch, daß dieser Dienst in der Vergangenheit den faden Beigeschmack der Zwangsnutzung verursachte, wenn man ein bestimmtes Feature in der FRITZ!Box nutzen wollte. Ich erinnere hier an den Startbildschirm „Wetter“ für das FRITZ!Fon. Aber auch die Einbindung von Google bei der Anmeldung auf der Webseite dieses Dienstes ist für mich ein „No Go“. Wer auf die Verwendung dieses Dienstes verzichten kann, sollte das auch tun. -
Heimnetzfreigaben (Heimnetz → Netzwerk → Netzwerkeinstellungen)
Zugriff für Apps erlauben → deaktivieren
Die Aktivierung dieser Einstellung ist nur für diejenigen interessant, die über externe Anwendungen auf die FRITZ!Box zugreifen möchten (TR-064). Dazu zählen nicht nur die Apps von AVM sondern z.B. auch Anwendungen zur Steuerung von Smart Home wie z.B. ioBroker oder auch Apps vom eigenen ISP, die teilweise auch vertraglich verpflichtend sind. Ich deaktiviere diese Einstellung in jedem Fall vorläufig bei dem Grund-Setup und entscheide später, ob diese Option benötigt wird.
Zeitsynchronisation → den oder die voreingestellten Zeitserver löschen und einen Zeitserver des Vertrauens eintragen -
Auto-Update (System → Update)
FRITZ!OS Updates → Stufe I auswählen
Andere Geräte im Heimnetz dürfen FRITZ!OS-Updates anstoßen → deaktivieren
Das wären die wichtigsten Änderungen vor dem eigentlichen einrichten der FRITZ!Box. Die ein oder andere Option wird man im laufenden Betrieb von Fall zu Fall wieder umstellen. So z.B. die Update-Funktion, da diese meinem Wissen nach auch für die Smart Home-Komponenten zuständig ist. Dennoch ist es meiner Meinung nach nicht verkehrt, dieser Anleitung vor dem ersten Anschluß an das Internet Beachtung zu schenken.
Meine persönliche Meinung: Die FRITZ!Box gehört mit zu den beliebtesten Netzwerkgeräten und ist weit verbreitet. Das zeigen auch die neuesten Angaben in der Editionen-Übersicht auf dieser Webseite. Die einfache Installation, Einrichtung und Handhabung aber auch die stetige Weiterentwicklung bei der Hard- und Software findet zurecht regen Zuspruch. Doch eben darin sehe ich auch ein Problem. Vertrauen ist nicht gleich Vertrauen. Viel zu viele Einstellungen, die durch Dritte missbraucht werden können, sind in der FRITZ!Box werksseitig aktiviert. Hier sollte meiner Meinung nach mehr Aufklärung über die möglichen Gefahren betrieben und vieleicht auch in der ein oder anderen Funktion der FRITZ!Box ein Schritt mehr in Richtung digitale Selbstbestimmung getan werden. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Ich bleibe trotz diesem Wissen weiterhin ein reger Nutzer von AVM-Produkten. Nur vertraue ich eben nicht mehr blind auf die Packungsbeilage.
Sollte in diesem Beitrag etwas fehlen oder ich vielleicht auch in dem ein oder anderen Punkt eventuell einem Irrtum unterliegen, dann bitte ich euch darum, das hier mitzuteilen. Vielen Dank.
Mit freundlichem Gruß
Teoma