Gesichtserkennung, Massenüberwachung und Co - Wie kann man sich entziehen?

Durch den neue Folge des BSI Podcasts „Update verfügbar“ kam mir das Thema Massenüberwachung der KI Erkennung wieder in den Sinn.
(Wer sich die Folge anhören mag, ich fand sie recht interessant: https://piped.kavin.rocks/watch?v=OhplCdcifkY )

Schon seit längerem dachte ich immer wieder mal darüber nach, wie man sich der anlasslosen Massenüberwachung entziehen kann, ohne das die zig Kameras in der Stadt und sonst wo meinen Weg verfolgen und durch Gesichtserkennung ein genaues Bewegungsprofil erstellen können.

In zahlreichen Medien wie Netzpolitik, CCC usw. lese ich immer wieder mal über das Thema, die Gefahren und vermeintlichen Nutzen…doch Ansätze wie man sich dem entziehen kann, zumindest etwas, fand ich noch keine.

Wir beschäftigen uns hier viel mit Sicherheit und „Anti Tracking“ im Forum…auch Datenschutz…Themen in denen wir zumeist mehr oder weniger zu Hause sind. Aber wie ist es mit dieser Art der Massenüberwachung?

Hat sich damit schon mal jemand beschäftigt? Mich würden generell zu dem Thema auch Eure Gedanken interessieren.

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Ich glaube, Digitalcourage (damals noch als FoeBuD) hat mal eine OpenStreetMap begonnen, in die Jeder die gefunden Kameras im öffentlichen Raum samt ihrem Blickwinkel eintragen konnte.

Damals habe ich angefangen darüber nachzudenken, was mich vorher nie belastete: Öffentlichkeit? So what?
Wer soll gegen so viele Windmühlenflügel ankommen (und wozu)?
Lohnt sich der Aufwand, hinter jeder Kamera herauszufinden, wer sie betreibt und ob er das darf?
Dann kamen Leute mit Brillen wie Google Glas™, da fühlte ich mich belästigt …
Das ist, wie wenn einen jemand anstarrt, nur noch intensiver.

Aber inzwischen, wo es diese ganzen elektronischen Assistentinnen gibt, die ständig mithören, ob jemand ihren Namen sagt (oder was sonst) und die vor allem nicht sichtbar sein müssen, weil Ton ja um die Ecke kann.

Und jetzt, wo damit (allen Eindrücken, die ich absondere) nun auch noch der vielleicht größte Feind der Menschheit trainiert wird (AI/KI), ist es völlig unerträglich, einen Fuß vor die Tür meiner Privatsphäre zu setzen.

Ich bin ein Gefangener. Der Wärter bin ich aber selbst, denn ich mache die Regeln und zeige mich – oder auch nicht.
Will ich ungesehen raus, schleiche ich mich zwischen 2 und 3 Uhr nachts im schwarzen Strumpfanzug, mit schwarzen Schuhen, Balaklava und Basecap durch den Keller hinten raus und taste mich vorsichtig durch Stadt und Land …

Hm … :thinking:

Wie war das früher? Vor der elektronischen Überwachung: jeder konnte mich draußen sehen (auch ganz barfuß) und nie hat es gestört. Ich wusste gar nicht, wie frei ich war.

Inzwischen stört mich nur noch der Gedanke, wer, was, warum explizit aufzeichnet.
Daß er es tut, ist unvermeidlich: allein der Mensch als Lebewesen scannt ständig seine Umwelt mit allen Sinnen und speichert das Ergebnis, verarbeitet es weiter, macht etwas draus – oder auch nicht.

Ich muss meine Gedanken besser kontrollieren: man lebt nicht ewig.

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Ich wohne auf dem Land, da gab es noch nie unbeobachtete Momente, die Oma von nebenan weiß besser als ich selbst, wann ich jeden Tag heimkommen. Und das ohne Camera und Elektronik. :laughing:

Besonders gefährdet sind außerdem Tesla Fahrer außer den ganzen Außenkameras wird auch der Innenraum mit Kamera überwacht. (Und das bei ständiger Onlineverbindung zu Tesla USA).

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Beinahe schwieriger als jedwede „fest installierten“ Überwachungskameras finde ich persönlich die mobilen: Leuten, die mit ihrem Handy ständig Bilder und Videos aufnehmen kann man unmöglich entkommen - vermutlich werden die ganzen Bilder/Videos dann auf irgendwelchen clouds gespeichert und dort analysiert…

Wie geht man damit um? So viele Windmühlen, und gesetzlich ist das wohl abgesichert…

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Keine Veranstaltung auf der nicht jeder Sch… von irgendwem gefilmt wird. :worried:

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Das es „Räume“ (Plätze, Bahnhöfe, öffentl. Einrichtungen) gibt in denen Kameras installiert sind ist sicherlich unbestritten. Und die Kameras an diesen Orten überwachen dort sicherlich auch was auch immer. Aber überwachen sie mich und das auch via Gesichtserkennung und können dann daraus ein Bewegungsprofil erstellen?
Sobald ich einen entsprechend bekameraten Ort quere tauche ich auf den Videos auf. So weit so unschön. Bedarf es dann aber nicht doch noch etwas mehr (die Intention ausgerechnet mich zu beobachten, Aufwendungen um Bild- und (Gott bewahre) Tonaufnahmen techn. zusammenzuführen, auszuwerten und zu interpretieren) um daraus ein Bewegungsprofil zu erstellen? Fehlen diese Voraussetzungen bin ich, meiner Meinung nach, erstmal nur ‚Input‘ in entsprechendem Datenmaterial.

Die Einschiebung „und sonst wo“ in einem Atemzug mit den „zig Kameras“ suggeriert außerdem eine Zusammengehörigkeit von Informationen die es so aber erst einmal gar nicht gibt.
Ich laufe über den Rathausplatz und werde dabei von Kameras die am Rathaus installiert sind gefilmt. Und weil der Platz selbst eine städtische „Problemzone“ ist hat man diesen mit weiteren Kameras vermint. Soweit so schlecht.
Nun laufe ich an an einer Rechtsanwaltskanzlei vorbei die eine kamerabasierte Klingel hat. DIE Daten landen im Zweifel bei einem amerikanischen Privatunternehmen. Dann komme ich am Hauseingang der Consulting GmbH „Halsabschneider & Co.“ vorbei. Die haben, natürlich nur zur Sicherung des eigenen Grundstücks, eine Außenkamera eines asiatischen Anbieters. Die Daten gehen also nach …
Zeitlich betrachtet bin ich von mindestens drei unterschiedlichen Systemen aufgezeichnet worden. Das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit. Daraus ein Bewegungsprofil zu erstellen erfordert eine ganze Menge Aufwand.

Auch wenn es den Eindruck erwecken mag, ich will das grundsätzliche Problem nicht kleinreden. Allerdings habe ich Probleme Zusammenhänge zwischen Ereignissen herzustellen (was die Aufgabe von Strafverfolgungsbehörden sein dürfte) die in unterschiedlichen Ökosystemen angesiedelt sind. Und das dann auch noch Massenüberwachung (Überwachung impliziert eine Intention!) zu nennen die dann auch noch anlasslos sein soll ist mir persönlich ein bisschen zu viel des Schlechten.

Wäre eine Schlussfolgerung. Damit gehe ich jedwedem Problem aus dem Wege. Aber irgendwie auch traurig, oder?
Sei es (zivil-)gesellschaftliches Engagement, Demos oder, was ich persönlich für viel schwieriger abzuwägen halte, Sportveranstaltungen nicht mehr zu besuchen kann doch auch nicht die Lösung sein.
Im Gegensatz zu dem abstrakt klingenden Beispiel oben bieten Sportveranstaltungen sehr konkrete und auf mich zurückführende Infos über mein „Treiben“ im öffentlichen Raum. Während der Sportveranstaltung wird viel gefilmt, bei manchen Veranstaltungen ist es ein Gimmick den Zieleinlauf eines jeden Sportlers als individuelles Video ins Netz zu stellen, ja wirklich :flushed:, Ergebnislisten enthalten Namen…
Mich in diesem Datenberg eindeutig zu identifizieren, neben „Massenüberwachung“ fällt mir da z.B. Stalking ein, ist mit relativ wenig Aufwand möglich. Und dann im Zweifel sehr konkret.

Ohne einer Lösung näher zu sein, ich finde die Idee wie sie vereinzelt von Rettungsdiensten per riesiger QR-Codes an Rettungswagen umgesetzt wird die viele Smartphonekameras triggern und das filmen unterbrechen und stattdessen einen Link anzeigen sehr nice. So etwas für dein Heimgebrauch würde vielleicht helfen der stetig wachsenden Seuche alles und jeden zu filmen wenigstens etwas Herr zu werden

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Nachdem ich deine Argumentation als sehr schlüssig erachtet habe, wurde ich 10 Minuten später auf Netzpolitik eines Besseren belehrt. Diese Verknüpfungen gibt es schon, wenn auch (vorerst) bei unserem großen Vorbild für alles und jedes die USA.
https://netzpolitik.org/2023/videoueberwachung-wie-die-polizei-mit-vernetzten-privaten-kameras-amerikanische-kleinstaedte-ueberwacht/ Der Artikel beschreibt genau diese Vernetzung von privater Überwachungstechnologie (z.B. Grundstücksüberwachung von Halsabschneider - mir gefällt diese Bezeichnung - erinnert mich an meinen Vermieter) mit staatlich betriebener Überwachung. Und wie der Kommentar unter dem Artikel richtig kolportiert, die Bürger zahlen auch noch dafür. Solche vorbildlichen staatshörigen Leute braucht…niemand. Und da wir ja alles nachmachen müssen, was über den großen Teich rüber schwappt, sehe ich die Gefahr auch hierzulande. Das heißt, wenn ich beim Rechtanwalt Rechtsverdreher läute um eingelassen zu werden, ist mein Konterfei, das die Kamera der Klingelanlage erfasst hat, mit dem Überwachungvideo vom Bahnhof und vom Rathausplatz verknüpft und damit ergibt sich ein Bewegungsprofil. Ich hoffe, dass es soweit nicht kommt, aber mein Pessimismus siegt leider wieder.

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@Bergsteiger:
Nicht nur dies. Hier berichtet Netzpolitik.org sogar davon, dass Videoaufnahmen einer Person beschlagnahmt wurden, obwohl gegen deren Nachbar ermittelt wurde!
https://netzpolitik.org/2023/amazon-ring-selbst-wohnzimmer-aufnahmen-sind-nicht-vor-polizei-sicher/

@gosch: Danke für dieses plastische Beispiel.
Aktuell glaube ich auch nicht, dass alles in D bereits miteinander verbunden ist.
Nur es ist durchaus möglich, das es jetztschon indirekt verbunden sei.
Um im deinem Beispiel zu bleiben:
Die Kameras am Rathaus seien in Hessen. Dort fand eine Teilnahme an Palantir statt.
Damit ist es gut möglich, dass die biometrisch ausgewertet wurden. Wie wissen wir nicht genau.
Und natürlich wird Palantir diese Datensätze selbst verwenden und in anderen Projekten nutzen.
Dann hat dich die Kamera von Halsabschneider gefilmt, das sei eine Amazon Ring Kamera gewesen. Auch hier wissen wir nicht genau, wie Amazon diese Daten auswertet. Ich geh davon aus, dass sie es tun und sie weiterverkaufen.
Im Hintergrund könnten diese Daten also wieder zusammengeführt werden um ein vollständiges Bild von Dir zu erzeugen.
Hinzu kämmen noch weitere Kameras, die im Internet hängen, wo sich der Besitzer nicht drum kümmert und die von Gottweisswem ausgewertet werden.

@WilliWinzig:
Ich glaube Schutz kann man nur durch Verschleierung erfahren.
Man muss, wo auch immer möglich falsche biometrische Daten liefern.
Hier ein Beispiel zur Krankenkassenkarte, die mit einem biometrisch nicht auslesbaren Bild versehen wurde. Scheint geklappt zu haben. Beachten auch die Ausführungen im Zitat von datacontrol.

Man sollte auch probieren, ein gecloaktes Ausweisbild durchzubekommen, denn solche Dinge sind ja die beste Referenz.
Vielleicht ist es auch sinnvoll gecloakte Bilder in sozialen Medien zu hinterlegen, falls noch jemand ein altes Facebookprofil hat.
Und wer auf Mode keinen Wert legt, kann Kleidung nutzen, die aktuell noch vor Gesichtserkennung schützt.

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Anregung:
Bekanntlich kann bestimmtes Make-up eine Gesichtserkennung völlig irritieren.

Zu suchen wäre eine solche Gestaltung, die zwar die Gesichtserkennung irritiert, aber den Sachbearbeitern nicht verdächtig erscheint.

Oder eine solche Gestaltungsstrategie zu entwickeln …
Stichwort: sichtbarer Bereich – der liegt nämlich für elektronische Kameras und für Menschen keineswegs deckungsgleich!

Und weil das einige Menschen so gemacht haben, gibt es eine Gesetzesänderung dazu.

Ab 1. Mai 2025: Das Passbild wird digital erstellt

Um das Morphing auszuschließen, werden Lichtbilder für Pässe und Personalausweise ab 1. Mai 2025 ausschließlich digital erstellt und mit einer sicheren Verbindung an das Bürgeramt oder die Ausländerbehörde geschickt. Das digitale Passbild wird dann auch gleich auf seine Biometrietauglichkeit geprüft.

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Da das Thema mich immer wieder mal beschäftigt, möchte ich Euch zwei Artikel zum Thema ergänzen.

Zwar schon von 2017 dennoch interessant, wie ich finde: https://taz.de/Gesichtserkennung-umgehen/!5435343/

Und: https://www.deutschlandfunk.de/biometrie-automatische-gesichtserkennung-austricksen-100.html

Aus dem Deutschlandfunkartikel zur Software zur Gesichtsverfremdung:

Wir sind zu klein, um einen solchen Markt zu bedienen. Außerdem haben viele schon hunderte Fotos von sich in den Sozialen Medien. Jetzt noch die Identität auf dem ein oder anderen Foto zu verbergen, würde ihren Datenschutz kaum verbessern.

Für das Szenario der Ausnahmen durch Dritte hilft uns so eine Software nicht. Behörden haben mit den Ausweisfotos eine recht saubere Datenbasis zur Identifikation.

Die wirklich sinnvollen Gegenmaßnahmen werden aus gesellschaftlichem Engagement mit entsprechende Gesetzen liegen.

Gefühlt gibt es auch keine Initiativen mehr für die breite Masse. Denn Fawks ist eingeschlafen, Alternativen fand ich nix.
Wie oben verlinkt, hilft nur, die Ausweisfotos zu cloaken.
Noch darf man und besser mit dem alten Fawks und Bildbearbeitung, als nix.
Auch wenn das Bild im Amt geschnappschusst wird, kann man bis zu einen Punkt sich verkleiden. Kontaktlinse mit Farbe, leichte Schminke, Dauergrimmasse.

Und sobald man derartige Einflüsse und Vorbereitungen im Aufnahmegerät zuverlässig oder -mit Bauchschmerzen auch nur halbwegs- messen kann, wird das Pic nebst verfügbaren Daten automatisch an die Suspektendatei weitergleitet :wink:

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