Datenschutz und Sicherheit bei Online-Brokern

Hallo,

bei meiner Recherche nach einem guten Wertpapierdepot bin ich unweigerlich auf Angebote gestoßen, die ausschließlich online ihre Dienste anbieten, wie z.B. flatex oder scalable capital. Wie sieht es da bezüglich Datenschutz und Sicherheit der eingelagerten Wertpapiere aus?
Ein Freund sagt, dass er bei flatex ist und dort ein Videoident-Verfahren von IDnow durchlaufen musste, wo er seinen Reisepass in die Kamera gehalten hat. Das ist das Einzige, was ihm dazu auffiel. Hat noch jemand Erfahrungen oder Wissen mit bzw. zu solchen Diensten sammeln können?

Vielen Dank,
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Die Verifizierung deiner Person läuft ja meist über Drittanbieter wie die Deutsche Post (PostIdent) oder eben IDnow (VideoIdent) oder ähnliche Anbieter. Die Daten werden da nicht vom Broker selbst verarbeitet. Hier sollte man dann schauen, wie sehr man diesen Anbietern vertraut. Ich habe diese Video-Verifizierungsdienste einmal ausprobiert und werde es nicht wieder machen. Da bleibe ich beim guten alten PostIdent - oder verzichte, wenn nur VideoIdent angeboten wird. Ansonsten gibt es nach meinem Gefühl immer mehr Banken, die auch eine Verifizierung per eID anbieten (die comdirect beispielsweise).

Was meinst du ansonsten mit „Datenschutz und Sicherheit“ der Wertpapiere?

Bezüglich der Sicherheit… Da ja alle Anbieter ein mehr oder weniger gleichwertiges TAN-Verfahren anbieten müssen, sehe ich keine großen Unterschiede. Am sichersten ist es immer noch Banking App (sofern genutzt) und TAN App nicht auf dem gleichen Gerät zu nutzen, auch wenn es technisch möglich ist. Persönlich bervorzuge ich externe TAN-Geräte, auch wenn diese in der Anschaffung ein paar Euro kosten.
Reine Smartphone-Banken (bzw. „Neobroker“) meide ich auch. Hier beispielsweise Trade Republic oder Scalable Capital. Diese sind mir zu neu und haben nach allem was man so liest regelmäßig mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen. Eine Begrenzung auf die App ist zudem nichts für mich.

Bezüglich des Datenschutzes… Außer dem Broker sollte soweit mir bekannt niemand wissen, welche Wertpapiere du besitzt. Diese werden ja bei den größeren Verwahrstellen (z.B. Clearstream) gelagert, aber dort nicht unter deinem Namen, sondern unter dem deines Brokers.
Eine Ausnahme sind natürlich noch Namensaktien. Hier kannst du dich ins Namensregister der Aktiengesellschaft eintragen lassen bzw. wirst eingetragen. Dies ist nach meiner Erfahrung von Broker zu Broker unterschiedlich. Manche Broker tragen dich automatisch ein (aber du kannst dich vorab melden und darauf verzichten / quasi Opt-Out), andere tragen dich nicht oder nur auf Anfrage ein.
Eingetragen werden dein Name, dein Geburtsdatum, deine Adresse sowie die Anzahl deiner Aktien. Die Aktiengesellschaft kommuniziert direkt mit dir und lädt dich zur Hauptversammlung ein, kann dir Sachdividenden zukommen lassen etc.
Bei Inhaberaktien bist du der Aktiengesellschaft hingegen nicht namentlich bekannt. Hier läuft die Kommunikation über den Broker, z.B. bei Einladungen zur Hauptversammlung etc.
Und der Vollständigkeit halber… auch wenn es keinen Kleinaktionär betrifft… wenn du 3% der Aktien einer Aktiengesellschaft besitzt musst du dies der Bafin melden und diese Information wird veröffentlicht und weltweit jeder kann dies einsehen.

Abgesehen von der Tatsache, dass du dich bei einer Filialbank persönlich verifizieren kannst, sehe ich keine Unterschiede zwischen Filial- und Onlinebanken.

Danke für die ausführliche Antwort!

Du schreibst, dass du kein elektronisches Identverfahren wiederholen würdest - was sind bei den Anbietern, die die Broker nutzen, die Probleme? Lassen sich diese ausmerzen? Ich würde gerne zu flatex gehen, aber die bieten nur IDnow an. Kann ich das Identverfahren von denen datenschutzfreundlich nutzen?

Dass die Papiere unter dem Namen des Brokers gelagert werden ist prinzipiell sehr toll so, damit niemand auf die Idee kommt, wie viel und wo ich mein Geld habe. Ist nur die Frage, was passiert, wenn der Broker pleitegeht, die Emittenten der Aktien jedoch nicht. Komme ich dann auch auf datenschutzfreundliche Weise zu meinen Papieren, um den Broker zu wechseln oder die Papiere zu verkaufen?

Danke,
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Die meisten Wertpapiere liegen in Deutschland wie beschrieben in der Girosammelverwahrung bei Clearstream. Die haben deine personenbezogenen Daten nicht.

Aber auf einer anderen Ebene laufen vielen Daten bspw. bei der dwpbank zusammen („rund 1.100 angeschlossene Institute, mehr als fünf Millionen Anlegerdepots und 51,5 Millionen“ - https://www.dwpbank.de/leistungen/leistungen-fur-private-kunden/)

Also wenn du erheblich mehr „Privacy“ brauchst: du kommst nicht anonym oder unerkannt an den Kapitalmarkt außer ggf. über Unternehmens- und Stiftungsstrukturen unter Einbeziehung des Auslands.

Ansonsten §8 GWG (https://www.gesetze-im-internet.de/gwg_2017/__8.html) beachten: es sind Kopien des Ausweises o.ä. aufzubewahren. Egal ob Hausbank in der Filiale oder Online-Broker. Also der Ablage deines Bildes könntest du nur durch Verwendung der eID-Funktion im Ausweis entgehen…

Es kommt mir vor allem sehr unprofessional vor. Hier und da funktioniert was nicht auf Anhieb. Die Verbindung muss neu hergestellt werden. Grundsätzlich geht das nur über das Smartphone mit entsprechender App (natürlich mit Trackern). Mein erster Versuch über meinen PC mit externer Webcam funktionierte nicht. Angeblich war das Bild zu schlecht und der Mitarbeiter konnt nichts erkennen.

Ich habe mich mit der Datenschutzerklärung von IDnow nicht auseinandergesetzt. Alternativ gäbe es die Möglichkeit PostIdent zu machen.

Wenn ich mich recht entsinne, wurde das Gesetz doch inzwischen so angepasst, dass eine Teilschwärzung des Ausweises heute möglich ist. Mein Steuerberater wollte jedenfalls auch vor kurzem meinen aktuellen Ausweis haben, da ich selbsttändig bin, und hat eine teilgeschwärzte Kopie anstandslos akzeptiert.