Browser History - Segen oder Fluch?

Momentan gibt es eine neue Artikelserie:
https://www.kuketz-forum.de/t/sichere-und-datenschutzfreundliche-browser-meine-empfehlungen-teil-1/8408

Ich versuche mal, einen Austausch speziell über die Browser History zu beginnen.

Das Privacy-Handbuch hat dazu einige Informationen zusammengetragen.
https://www.privacy-handbuch.de/handbuch_21o.htm

Die Situation:
Manchmal habe ich in meinem Hauptbrowser fast 100 Tabs in verschiedenen Arbeitsbereichen und Fenstern offen. Wenn ich jetzt die Surf-History, den Cache etc. lösche, habe ich einen aufgeräumten Arbeitsplatz.

Leider sind dann alle meine Logins und Webseiten, die ich vielleicht in naher Zukunft noch weiter bearbeiten oder lesen möchte weg. Es ist ein enormer Aufwand, sich wieder überall neu einzuloggen und auch vielleicht nicht extern gespeicherte Webseiten wiederzufinden.

Gibt es ein externes Tool oder ein Script (außerhalb des Browsers), um nach einem Reboot alle Seiten wieder herzustellen. Oder speichert ihr offene Seiten ganz profan als Lesezeichen?
Manchmal nutze ich eine selbstgehostete Wallabag Instanz um Webseiten zu speichern. Einen guten Workflow erreicht man damit aber auch nur mit dem Addon von Wallabag.

Mich würde eure Meinung dazu interessieren. Nehmt ihr lieber den Verzicht auf Privatsphäre in Kauf und speichert die History, Cache und Co.?

1 „Gefällt mir“

Ist es nicht dies, was du suchst?

https://www.kuketz-forum.de/t/tabelle-browser-empfehlung-entwicklungsstand/8347/5

Ich kenne diese Funktion, für einzelne Webseiten Ausnahmen zu hinterlegen im Firefox. Aber es ist nun einmal Firefox und gem. der aktuellen Browsersituation möchte ich keinen Firefox Browser im wilden Netz benutzen.
Einen Librewolf nutze ich für sichere und eigene Seiten.

Auch bei dieser „Firefox Lösung“ wären andere Seiten, die ich vielleicht ein paar Tage behalten möchte auch weg, es sei denn ich markiere sie einzeln.

Sorry, ja, hast Recht ich hoffte auch eher das dort erwähnte aber nicht näher erläuterte „Forgetful Browsing“ als diese alte Funktionalität.

„Forget About This Site“ betrifft, wie der Name schon sagt, nur eine einzige Website. Ich vermute ihr verwechselt das mit dem „Forget Button“.

Wäre für mich der unorganisierte Horror, aber gut

Einfach an lassen. Ein bisschen Convenience kann man sich schon gönnen, je nach Threat Model. Aber Browsing-History ist nicht gleich offene Tabs.

Du kannst auch alles andere außer Surf-History löschen.

Logins in separaten Browser oder Browser-Profil, das keine Daten beim Beenden löscht, da kannst du dann soviele Tabs auf lassen wie du willst. Ist sowieso best-practice das zu separieren und viel wichtiger als die Frage ob Browsing-History an oder aus. History kannst du an lassen, und Bookmarks für wichtige Dinge verwenden, damit du es schneller findest. Alle nicht-Login Seiten in einen Browser/Profil, der beim Beenden alles außer History, Bookmarks und Passwörter löscht und Tabs schließt. Damit hast du einigermaßen Komfort und Privacy.

2 „Gefällt mir“

Ich nutze die Extension „Tree Tab Style“, da ich meist mit irgendwas starte und sich dabei zig weitere tabs ergeben.

Beispiel Ticketsystem:

  • Ticket x
    • Recherche
    • 1-n weitere tabs mit Infos, Recherche usw., teils weiter verschachtelt.
  • Ticket y (dito)

Im Laufe des Tages kommen so schon mal ein paar tabs zusammen solange das Ticket nicht sofort abgeschlossen werden kann, die aber alle baumartig und somit sehr übersichtlich auf/zugeklappt werden können.

Für mich wäre es ohne so ein Tool der blanke Horror zu arbeiten! :scream:

2 „Gefällt mir“

History: Ja
Cache: Nein

Ich brauch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Komfort, Datenschutz, Sicherheit und verwende bspw. auch Firefox Sync um Tabs und Lesezeichen zu synchronisieren. Muss man eben für sich abwägen.

3 „Gefällt mir“

Bisher habe ich auf meinem Hauptrechner viel mit Vivaldi gearbeitet, ein toller Browser, viele Funktionen, aber viele Funktionen bringen vielleicht auch viel Angriffsfläche. Mit Vivaldi kann man bis 8 Arbeitsbereiche einrichten und in den Bereichen dann noch per Gruppen arbeiten, das ist ziemlich strukturiert.

Auch die Lösung von @thomasmerz „Tree Tab Style“ kenne ich, gearbeitet habe ich am Tablet aber mit Panorama Tab Groups.

Ein neuer Computer bringt Zeit zum Aufräumen und zum Überdenken bisheriger Konzepte.

Ja, die Browser-Profile, das ist bestimmt eine Lösung für mich. Die habe ich immer vernachlässigt in den letzten Jahren.

Das war mir bei Firefox Sync immer etwas suspekt. Es gab und gibt floccus. Das habe ich früher in Verbindung mit Nextcloud benutzt. Aber dann hat man natürlich wieder ein zusätzliches Addon.

Vielen Dank für eure Meinungen.

Hab ich früher auch benutzt. Wenn man sich mal die Architektur von Firefox Sync ansieht, dann ist das schon gut gelöst (bspw. Ver- und Entschlüsselung passiert ausschließlich lokal).

2 „Gefällt mir“

Mit den drei Notebooks, die ich regelmäßig verwende, möchte ich auf diesen Sync ebenfalls nicht verzichten. Die History ist mir aus einem ganz profanen Grund wichtig: damit ich bei einer Suche, die ich vielleicht vor Monaten schon einmal ausgelöst habe, gleich angezeigt bekomme, auf welchen Websites aus der Trefferliste ich schon einmal war…

Meine permanenten Logins (das ist nur eine Handvoll, da ich mich sonst mit KeepassXC einlogge) sperre ich in Multi-Account Container und verhindere so, dass sie durch CookieAutoDelete plattgemacht werden. Mit meinen weiteren, eher seltenen Addons (u.a. Joplin, Zotero) habe ich vermutlich einen ungünstigen Fingerprint, aber auf die meisten dieser Addons kann ich nicht verzichten.

Mit Profilen arbeite ich gar nicht, nutze aber manchmal Brave oder Tor als Zweitbrowser. Würden mir Profile besser nützen als die von Firefox bereitgestellten Container?

Da wir hier in einem Sicherheits- und Datenschutzforum sind, nur eine Anmerkung zu

Mmmh … immerhin nur im Hauptbrowser! :sweat_smile:
U.a. die unsägliche Eigenschaft vieler Webseiten, permanent zu kontrollieren, ob ich noch „da“ bin und was ich mache, hält mich davon ab mehr als 10 Fenster länger aufzuhaben, empfinde ich als übergriffig. Es gibt da wohl so’n HTML5-Befehl, der einen ständig anpingt. Beispielsweise beim US-Blatt „Die Welt“, plötzliche Einblendung:

> „Wir haben neue Nachrichten auf der Startseite! Wollen Sie dorthin?“

Und: Teile ich meine IP dauerhaft mit, bin ich physikalisch wesentlich leichter angreifbar. Die Systeme sind ja auf rektale Verhaltens-anal-yse / Beobachtung angelegt. (Ja, ich halte den ständigen IP-Wechsel für eine Bürgerpflicht.) Und davon gleich hundert? Das überfordert mein Immunsystem. :innocent:
Google und ähnliche Überwacher/Profiler kann mich dann sozusagen gleich aus 80 Blickwinkeln beobachten? Die meisten großen Seiten haben Tracking- bzw. Google-„Dienste“ im Hintergrund laufen. Die freuen sich, wenn sie sehen können: Ach, die IP xyz ist zugleich bei vatican.org und playboy.com zugleich?! Jetzt geht er auf die Bezahlseite beim Vatikan, während er „Playmate des Monats“ aufruft?! WTFFFF !!!?
(Natürlich wird das „nur“ gespeichert und anal-ysiert.)
Und eine Datenkrake weiß dann natürlich bald auch, dass es nur einer sein kann, der diese speziellen Webseitensalatkombination immer wieder bzw. ständig nutzt. Da ist dann eine Art „Canvas-Tracking“ ein Vergnügen, da ist der Sprung zum Klarnamen nur noch ein jederzeit möglicher „Click“.
Der natürlich nur gemacht wird, ist oder wird man irgendwann irgendwie interessant oder kennt jemanden, der … . Oder es blinkt freudig das „Pattern“ irgendeiner AI, die Kokosmilch oder ihren Auftraggebern politische Manipulation anbietet.

Ich arbeite mit Lesezeichen und Lesezeichenordnern, ja, auch ad hoc.
Aber ich arbeite nicht im IT-Bereich. Ja, ich kann mir vorstellen, dass man als Webdesigner bspw. schnell mal auf 50 Tabs kommt … alles weitere übersteigt meine Vorstellungskraft, kann ich auch bei meinem höherauflösendem Monitor (27’', ca. 2566 x 1600) nicht mehr einzeln anklicken. Da kennt man ja dann auch die Tracker, hat sie ja selbst eingebaut. :wink:

ps. Wenn ein besorgter Mod meint, das gehöre nicht zum Thema, bitte Thema („Hunderte Tabs offenlassen“) so abtrennen, dass es auch HIER erkennbar bestenfalls verlinkt ist. Eine Restzeile hier wird ja nicht stören?

Container separieren Zustandsdaten im Browser (Cookies, Cache, usw.). Separate Browser oder Profile können dir zusätzlich noch eigene Sessions, eigene Einstellungen und einen separaten Fingerprint anbieten. Ob man das benötigt und was besser in den eigenen Workflow passt, muss jeder selbst entscheiden.

Ich kenne die Extensions nicht, also was ich sage mit Vorsicht genießen. Aber wenn ich deren Funktion überfliege, wirkt es eher so, als würden die entweder nur mit dem Browser aber nicht mit der Webseite, oder zumindest nur mit der Webseite auf deine Initiation hin wechselwirken. Daher nehme ich an, dass sie kein wirkliches Problem für Fingerprinting darstellen.

Vertrauenswürdig finde ich die unbedingt: Ist beides Open Source und funktioniert wie zum Beispiel das Keepass-Addon lokal, d.h. die App muss laufen, damit das Addon Daten transferieren kann.

Ich meinte das mehr generell: Wenn ich ein (oder erst recht mehrere) Addons installiert habe, die wenige User nutzen, ist mein Fingerprint einzigartiger als der anderer User, die sehr häufig benutzte Addons auf der Liste haben. Da könnte ich dann, wie von Dir vorgeschlagen, mehr mit Profilen und auf bestimmte Zwecke eingeschränkten Zweitbrowsern arbeiten.